(zu den einzelnen Gutachtern >>>)
Die Anmerkungen der Gutachterinnen und Gutachter bezüglich der ersten Version von masterpiece management (Partitur und Aufnahme >>>) sind vielschichtig und beziehen sich auf unterschiedliche Aspekte. Es gibt jedoch zwei Einschätzungen, die sich häufig wiederholen. So bemängelnd viele Rückmeldungen, das Stück sei zu kurz und zu dicht:
„Das ganze kleine Werk … [erscheint] mir zu gedrängt, es hat keinen Platz in und um sich selbst, es ist ihm zu eng“ (Manos Tsangaris); „Aber letztlich versucht es – vielleicht wegen der zeitlichen Kürze-, zu viel zu bieten und zwängt dabei zu viel Material in die wenigen Minuten.“ (Lydia Rilling); „Da die Musik reichhaltig, lebendig, stilfest ist, wünscht man sich ein längeres Stück. Warum diese Länge?“ (Claus-Steffen Mahnkopf); „Das Problem der möglichen Entfaltung liegt in der relativen Kürze des Stückes. Warum ist es so gedrängt“? (Martin Zenck); „Zu viele Noten“ (Trond Reinholdtsen).
Die meisten weiteren Rückmeldungen zu unserem Stück sind weniger einheitlich. Relativ häufig wird kritisiert, das Stück sei strukturell-formal zu unübersichtlich und es würde an Klarheit fehlen:
„Generell würde ich mehr Struktur und Differenzierung empfehlen, die dem Hörer Orientierung im Stück ermöglicht“ (Robert J.); „Ich spüre keine Form. Alles ist ein bisschen wischy-waschy“ (Trond Reinholdtsen).
Mehrfach wird aber auch die Einschätzung artikuliert, dass das Stück einen großen Wert auf strukturelle Ausarbeitung lege:
„Positiv aufgefallen ist mir, wie unterhalb der großen Kontraste zwischen den sparsam und den sehr dicht besetzten Abschnitte die ruhigeren bzw. dichteren Abschnitte miteinander verbunden sind“ (Lydia Rilling); „Die Artikulation der einzelnen Instrumente ist sehr fein ausdifferenziert und auch darin mit den anderen Instrumenten verschränkt“ (Martin Zenck).
Auch bei einzelnen Stellen fallen die Einschätzungen unterschiedlich, teils geradezu diametral entgegengesetzt aus. In Bezug auf das freistehende a‘, der erste Ordinario-Klavierklang des ganzen Stücks äußert Robert J., dieses wirke „unmotiviert und damit ‚verschenkt‘“, während Manos Tsangaris eben dieselbe Stelle als einen der zentralen Momente des Stücks empfindet: „Das ganze Hin und Her, Auf- und Abgewoge des musikalischen Verlaufs zuvor wird in diesem Moment aufgefangen und gebündelt, indem dieser einfache, schlichte, endlich auch “unbehandelte” Ton, wie es sie heutzutage kaum noch in Meisterwerken zu geben scheint – alles wird gebeutelt, moduliert, zerkratzt, behandelt eben, aber dieser eine Ton schneidet in diese Gepflogenheit und zeigt ein Gesicht, das das Stück dann nur noch auf schnellstem Wege, wenn auch dann wieder mit vielen Worten, zu einem Ende führen kann.“
Eine ähnliche Uneinheitlichkeit gibt es auch hinsichtlich der Bewertung des Schlusses, der manchen aufgrund seiner Energiegeladenheit und Dichte wirkungsvoll und gelungen erscheint, zum Teil jedoch aber auch als klischeehaft und banal angesehen wird: „Letzter Takt, hohes Tamtam, warum so laut? Ist meines Erachtens zu plakativ. Gerade der Schluß eines Stücks sollte immer so raffiniert wie möglich sein.“ (Claus-Steffen Mahnkopf); „Ärgerlich finde ich das Ende, das mit dem Crescendo und „big bang“ allzu abgedroschen klingt“ (Lydia Rilling).
Der zweite Punkt, den nahezu alle Gutachterinnen und Gutachter kritisieren, ist, dass das Stück zu sehr nach „Neuer Musik“ klinge – allerdings wurden hinsichtlich dieses Mankos kaum konkrete Verbesserungsvorschläge gemacht. Martin Zenck hat in dieser Hinsicht eine interessante Beobachtung geäußert: „Das Visionäre läßt sich nicht beliebig hervorrufen: es müßte sich ereignen und einfach geschehen“ – eine Beobachtung, die von Claus-Steffen Mahnkopf noch zugespitzt wird:
„Trotzdem erlaube ich mir eine abschließende Kritik, auch wenn sie wohlfeil ist. Das Stück klingt nach ‚neuer Musik‘. Nicht, daß ich Reaktionäres oder Postmodernes erwartete, aber ich wünschte mir doch etwas, was über ‚neue Musik‘ hinausgeht. Freilich ist das wohlfeil, weil ich damit dem Komponisten Schick Genialität ansinne, und das ist unfair.“
Die einzigen Anmerkungen, die nicht in die obengenannten Lösungsansätze integrierbar zu sein scheinen, sind diejenigen von Trond Reinholdtsen:
„Weg mit Trompete (klingt zu aussereuropäisch)“
„Nur drei Töne pro Instrument in jedem Takt“
„Keine Spezialeffekte“
“Macht Recherchen in China, denkt über Kapitalismus nach, vermeidet alles im Internet.”
„Sie brauchen eine (oder mehrere) Idee(n). Suche im Inneren des Selbst. Oder gehe zur Psychoanalyse und Hypnose. Sink ins Tiefe. Sie müssen mehr Risiken nehmen. Man muss sich schämen vor seinen eigenen Stücken.”
Hier können Sie die Partitur sowie eine Aufnahme des Ausgangsstückes für masterpiece management 2014 herunterladen: >>>
Hier können Sie die Rückmeldungen (soweit sie in Textform vorliegen) im Detail nachlesen:
masterpiece management 2016 - Eine konzeptuelle Performance im Rahmen der new talents biennale cologne 2016 mit mam - manufaktur für aktuelle musik.
Kontakt: masterpiece2016@gmx.net