Anja Wagener, als Unternehmensberaterin von außen auf die Szene der neuen Musik blickend, hat dennoch unser Stück differenziert beobachtet und ist detailliert auf die verschiedenen Beurteilungskriterien eingegangen. Die Klanglichkeit beschreibt sie als interessant und abwechslungsreich, teilweise macht ihr das Stück einen "jazzigen Eindruck", besonders gefällt ihr der Schlagwerkpart.
Klare Formen erkennt sie jedoch nicht, dazu trägt für sie möglicherweise auch die Kürze des Stückes bei.
„Das Stück hat für mich keine erkennbare Form, es kommen keine besonderen Themen vor, die wiederholt werden o.ä, es ist auch nicht in Satzform komponiert - oder ist es ein Satz eines größeren Stückes. "
Anja merkt aber auch an, dass das Kriterium „Form“ für sie in der neuen Musik letztlich kaum eine Rolle spiele und nicht zwingend nötig sei.
Problematisch findet Anja die Klanglichkeit im Hinblick auf Aktualität: „Für mich hört sich das Stück momentan noch sehr danach an, dass es sich "nach Neuer Musik" anhören soll. Im Vergleich mit einigen Stücken aus der Neue Musik "Compilation" hört sich das Stück noch relativ konventionell an. [Anm.: Den Unternehmensberatern wurde eine kleine Sammlung "Neue Musik heute" zur besseren Vergleichbarkeit zur Verfügung gestellt] Ich war nicht überrascht, es war keine gänzlich neue Hörerfahrung für mich.“
Aufgrund dessen klinge das Stück auch nicht besonders aktuell, obwohl Anja einräumt, nur eingeschränkte Kenntnisse in neuer Musik zu haben, für sie klinge das Stück aber nicht wesentlich anders als 30 Jahre ältere Stücke. Sie wirft auch die Frage auf, ob „Aktualität“ überhaupt ein gutes Kriterium zur Beurteilung von Musik sei - und ob es eher darum ginge, neueste technische Möglichkeiten zu verwenden oder spezifische aktuelle Gegebenheiten (in Politik, Kunst etc.) zu verarbeiten. Letzteres habe sie in unserem Stück aber nicht wahrnehmen können.
Infolge des Höreindrucks "bekannter" Neuer Musik vermisst Anja auch das Besondere und bewertet das Kriterium "Individualität" entsprechend gering.
Für die Flexibilität sieht Anja eher den Dirigenten in der Pflicht und die Relevanz des Stückes für den ästhetischen Diskurs möchte sie nicht beurteilen, da sie als Unternehmensberaterin nicht Teil desselben sei.
Persönlich habe das Stück aber bei ihr "vielfältige Assoziationen" ausgelöst, gerne hätte Anja noch einen Kontext zu unserem Stück gewusst. Daher rät sie als weiteres Kriterium zur Schaffung konkreterer Bezüge:
"Ich kann diese Frage nur sehr subjektiv beantworten: für mich als politisch denkenden Menschen ist auch Kunst mit politischen Bezügen wichtig bzw. relevanter als reine "l'art pour l'art". Da wir - meiner Meinung nach - in sehr politischen Zeiten leben, freue ich mich über Bezüge zu aktuellen oder auch vergangenen Geschehnissen in zeitgenössischer Kunst und Musik."
masterpiece management 2016 - Eine konzeptuelle Performance im Rahmen der new talents biennale cologne 2016 mit mam - manufaktur für aktuelle musik.
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